UNI.DE Interview mit Prof. Wallacher zum neuen Lehrstuhl Medienethik

UNI.DE sprach hierzu mit Herrn Prof. Johannes Wallacher, dem Präsident der Hochschule für Philosophie in München.
UNI.DE Interview mit Prof. Wallacher zum neuen Lehrstuhl Medienethik

UNI.DE: Ab dem Wintersemester 2012/13 gibt es an der Hochschule für Philosophie in München einen neuen Lehrstuhl für Medienethik. Wie kam es zu der Idee dafür?
Prof. Wallacher: Im Grunde gab es für uns drei Argumente: Der erste Aspekt ist, dass sich in der Medienlandschaft mit ihren vielen Umbrüchen und dem Blick auf die digitale Revolution ethische Fragen stellen, z.B. die sozialen Netzwerke und ihre Bedeutung oder die Frage von Wikileaks. Wo ist die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Vertrauensschutz im Hinblick auf bestimmte Veröffentlichungen von politischen Sicherheitsdokumenten? Dazu kommen auch einige Skandale der letzten Jahre, die gezeigt haben, dass es hier einen systematischen Bedarf gibt. Der zweite Grund ist, dass es an der Hochschule die Tradition gibt, sich mit medienethischen Fragen zu beschäftigen. In den 70er und 80er Jahren gab es ein Institut für Kommunikationswissenschaften, das sich auch mit solchen Fragen beschäftigt hat – wenn auch noch nicht mit dem thematischen Schwerpunkt der Medienethik. Der dritte Punkt ist, dass München natürlich ein großes Medienzentrum in Deutschland ist und dass es für einen solchen Standpunkt wichtig ist, sich auch systematisch mit Fragen der Medienethik zu beschäftigen.

UNI.DE: Warum ist Medienethik wichtig, bzw. welche gesellschaftliche Rolle spielt sie, oder könnte sie spielen?
Prof. Wallacher: Wer die öffentliche Debatte in den letzten Jahren verfolgt hat, sieht, dass es immer eine Häufung von Medienskandalen gab. Bei dem Murdoch-Skandal letztes Jahr in England war es offensichtlich, dass sich durch die digitale Revolution ganz andere Fragen stellen. Fragen über die sozialen Netzwerke, die Digitalisierung von Medien und das Verhältnis, d.h. wo ist die Grenze zwischen privater und öffentlicher Frage und auch zwischen Informationsgewinnung wie bei der Wikileaks Affäre und die Frage nach Seriosität. Diese Fragen stellen sich ganz neu. Zusätzlich gibt es auch Fragen der kommerziellen Interessen, so wird die Bindung zur Wirtschaft und zu Unternehmen, also Unternehmensethik deutlich.

UNI.DE: Was erwartet die Studenten, die sich für Medienethik an Ihrer Hochschule eintragen?
Prof. Wallacher: In Medienethik geht es darum, begründetet Argumente zu finden – auf Fragen wie z.B. welche Rollen Medien spielen, wo bestimmte Grenzen sind, wie dieser Bereich zu gestalten ist, im individuellen Verhalten, aber auch in der Frage etwa von ordnungsrechtlichen Vorlagen, was Mediengesetze und Jugendschutz angeht. Das sind alles Fragen, die systematisch zu klären sind und der Unterschied zu Medienrecht ist, dass es nicht um rechtliche Bedingungen geht, sondern dass man die normative Basis dessen mit guten Gründen nachlegt.

UNI.DE: Mit Herrn Professor Schächter (ZDF- Intendant) besetzen Sie den Lehrstuhl mit einer namhaften Persönlichkeit. Was erwarten Sie von der Zusammenarbeit?
Prof. Wallacher: Uns war es von Anfang an wichtig, dass wir einen Lehrstuhl für Medienethik einführen, der nicht nur theoretische Überlegungen anstrebt, sondern dass wir die unmittelbare Verknüpfung zur Praxis haben. Deswegen wollten wir jemanden gewinnen, der die Perspektive der Praxis kennt und der die ethischen Fragen aus seinem eigenen Berufsalltag über Jahrzehnte hinweg gewonnen hat. Hinzu kommt, dass er durch seine vielfältigen Medienkontakte Verbindungen schaffen kann, die für den Lehrstuhl äußerst wichtig sind.

UNI.DE: Was werden die Forschungsschwerpunkte sein, mit denen sich Herr Schächter beschäftigen wird?
Prof. Wallacher: Wir sind momentan noch dabei das Konzept zu erarbeiten. Aber sicherlich wird ein klarer Forschungsschwerpunkt sein, die Herausforderung durch die digitale Revolution, also durch die Verlagerung der Medien immer stärker ins Internet. Die Frage der Bedeutung der sozialen Netzwerke und die Herausforderungen, die sich dadurch stellen. Also der Übergang von den klassischen Medien – die sicher bleiben werden – wie die Printmedien und das Medium Fernsehen, die sich aber stärker auch schon in diese digitale Welt hineinbegeben.

Das komplette Videointerview gibt es auf UNI.DE unter: http://uni.de/redaktion/interview-mit-prof-wallacher

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