Qualität im Journalismus, Menschenrechte und Gender

Journalistinnenbund kooperiert mit Verein ProQuote und Kolleginnen im arabischen Raum und ehrt herausragenden Journalismus auf der Jahrestagung zum 25-jährigen Jubiläum Macht. Weiter. Denken. Frauen in Medien und Gesellschaft.
Qualität im Journalismus, Menschenrechte und Gender

(ddp direct) München, den 25. Juni 2012 Der Dreischritt Qualität im Journalismus, Menschenrechte und Gender signalisiert das, wofür der Journalistinnenbund steht. Mit diesen Worten beschrieb die Vorsitzende Andrea Ernst das Programm des Vereins zum 25-jährigen Jubiläum.
Rund 200 Journalistinnen aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreich und dem arabischen Raum trafen sich am Wochenende in München unter dem Motto Macht. Weiter. Denken. Frauen in Medien und Gesellschaft. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die gesetzlich verankerte Frauenquote für die gesamte Wirtschaft und die Pro-Quote-Forderung für die Medien stellte Ernst fest: Die Bilanz der letzten 25 Jahre ist insgesamt positiv. Diese Frauengeneration hat eine Bildungsrevolution erlebt. Dennoch sehen wir, dass die gläserne Decke in den Chefetagen und Chefredaktionen erstaunlich stabil ist. Zugleich forderte Ernst die Journalistinnen auf, mit ihrer Macht bewusst umzugehen: Als Journalistinnen haben wir bereits Macht durch unsere Themen und Ideen, durch die Informationen, die wir verbreiten, durch die Öffentlichkeit, die wir herstellen.

Als Gastrednerin wies die Journalistin und Autorin Amelie Fried darauf hin, dass die Entscheider in den Medien großen Einfluss darauf haben, welche Rollenklischees und Stereotypen in den Medien und damit in die Gesellschaft transportiert werden nicht nur in den Nachrichten, sondern auch im fiktionalen Bereich. Schon bei der Rollengestaltung von Heldinnen in Kinderserien werden althergebrachte Klischees transportiert und damit gefestigt. Im Kinderfernsehen sind Mädchenfiguren entweder rothaarig und exzentrisch oder blond, hilflos und angepasst, also wie Pippi Langstrumpf oder Annika. In Studien sei nachgewiesen worden, dass die MedienmacherInnen ihre Vorstellungen von Mann und Frau im Produktionsprozess mit einfließen lassen. Da überwiegend Männer die Entscheidungen in den Medien träfen, erscheinen Frauen deshalb so, wie sie von Männern gesehen werden. Frauen in den Medien ihrerseits zeichneten gern ein Bild von Männern, das mehr ihrem eigenen Wunschbild vom anderen Geschlecht entspreche als der Realität.

Der Journalistinnenbund gratulierte ProQuote zum Erfolg ihrer Initiative und zur Gründung des Vereins. Die früheren Vorsitzenden Eva Kohlrusch und Ulrike Helwerth erinnerten in einem Workshop mit ProQuote-Vertreterinnen daran, dass man sich in dieser Forderung einig sei: Wir setzen uns schon sehr lange für die Quote ein. Wir wissen aber auch um die Mühen der Ebenen, die es jetzt anzugehen gilt. In weiteren Gesprächen wird nun geklärt, wie die konkrete Zusammenarbeit konkret gestaltet werden kann.

Ein weiterer Höhepunkt des Workshop-Programms war die Diskussion mit Kolleginnen aus dem arabischen Raum: Mit Amani Eltunsi aus Kairo/Ägypten, Gründerin des ersten Frauen-Internetradios im Nahen Ostens, Afef Abrougui, Bloggerin und Journalistin aus Tunis/Tunesien, Rula Asad, Journalistin aus Damaskus/Syrien (z.Zt. im Exil in Deutschland) und Stephanie Dötzer, die derzeit als freie Journalistin über die arabische Welt berichtet und zuvor in Doha/Katar für Al Jazeera gearbeitet hat. Es wurde deutlich, wie unterschiedlich die Situation in den einzelnen Ländern ist und welche Herausforderung es für europäische Kolleginnen und Kollegen bedeutet, über diese Lebenswirklichkeit angemessen und differenziert zu berichten. Die Bedeutung dieser Arbeit wurde von der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Viviane Reding gewürdigt sowie von der Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsaktivistin Dr. Shirin Ebadi. Sie schreibt in ihrem Grußwort: Die Arbeit von Journalistinnen wird zweifellos stärken, was wir derzeit in den Freiheitsbewegungen in Nordafrika auch beobachten können. Zudem sind Journalistinnen stets, wenn revolutionäre Männer die Rechte der Frauen ignorieren wollten, den Frauen zur Hilfe gekommen, indem sie durch die genaue Darlegung der patriarchalischen Kultur die Verletzung der Rechte der Frauen zu verhindern suchten.

Die Veranstaltung ist zugleich der Auftakt für das Projekt brave des Journalistinnenbundes, mit dem einerseits die Journalistinnen im arabischen Raum unterstützt werden sollen und zugleich ein Erfahrungsaustausch eröffnet wird, die Informationen aus erster Hand ermöglichen. Wir verstehen dieses Projekt als eine Brücke zum professionellen interkulturellen Austausch, so Andrea Ernst. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt unterstützt.

Mit einem Festimpuls der Gründungs- und Ehrenvorsitzenden Gisela Brackert und der Ehrung herausragender Journalistinnen fand die Tagung am Sonntag im Rahmen einer festlichen Matinée im Bayerischen Rundfunk ihren Abschluss. Die Hedwig-Dohm-Urkunde für besondere Verdienste im Journalismus wurde an die rbb-Hörfunk-Redakteurin Magdalena Kemper übergeben. Den Nachwuchspreis Andere Worte neue Töne erhielt die WDR-Journalistin Anna Osius. Ab 2013 wird dieser Preis um die Kategorie Online erweitert und umbenannt: Er wird zu Ehren seiner Stifterin dann als Marlies Hesse Nachwuchspreis vergeben.

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=== Höhepunkt der Journalistinnenbund-Tagung war die Podiumsdiskussion Enthüllt. Journalistinnen in der arabischen Welt. (Bild) ===

v.l.n.r. Stephanie Dötzer, freie Journalistin, Amani Eltunsi aus Kairo/Ägypten, Gründerin des ersten Frauen-Internetradios im Nahen Ostens, Andrea Ernst (WDR), Vorsitzende Journalistinnenbund, Afef Abrougui, Bloggerin und Journalistin aus Tunis/Tunesien, Rula Asad, Journalistin aus Damaskus/Syrien, derzeit im Exil in Deutschland.

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